Eigentlich wäre ja am Wochenende … so fingen in den letzten zwei Jahre immer wieder Nachrichten in Mesum an und fangen immer noch so an: Die Corona-Pandemie lässt nach wie vor reihenweise nahezu alle Termine, Veranstaltungen, Feiern und Volksfeste platzen. Das spüren die Mesumer zurzeit wieder einmal sehr deutlich: Eigentlich wäre ja am Wochenende in Mesum Karneval, denn die Dorfkarnevalisten feiern bekanntlich nach altem Brauch zwei Wochen vorher ihre dreitägige fröhliche Fastnacht. Aber die ist ebenso bekanntlich bereits seit Wochen vorher abgesagt. Einen Ausweg fanden die einheimischen Karnevalisten nicht, auch nicht „in räumlich abgegrenzten Brauchtumsgebieten“, wie ihn die die Landesregierung gegenwärtig für die rheinischen Hochburgern konstruiert.
Somit bleibt in diesen Tagen der Festplatz im Hassenbrock im grauen Nieselwetter statt hektischer Festvorbereitung samt Zeltaufbau trist und leer. „Es ist schon sehr traurig, dass der Kein-Berliner-Karneval in diesem Jahr abermals ausfallen muss“, kommentiert Martin Hüls, Vorsitzender der Dorfschützen, die Veranstalter und Ausrichter des Karnevals im Dorf sind. „Besonders leid tut uns das für die Jugendgarde und die großen Garde. Beide Tanzgruppen haben nun zum zweiten Mal lange trainiert und müssen abermals auf Ihren Auftritten verzichten.“ Sein Trost für sie: „Nun hoffen wir auf das nächste Jahr.“ Als er die Tanzmädchen gemeinsam mit Sitzungspräsident Christian Grothues besuchte, hatte er noch einen weiteren Trost: Es gab für alle den neuen Sitzungsorden für die Session 2022. Der Dank der Garde: Sie hatte sich in einer Mischung aus Garde- und Showkostüm gekleidet.
Weitere Orden werden an verdiente Karnevalsaktive und Helfer verliehen; auch oder gerade, weil nicht öffentlich gefeiert werden kann. Diese Karnevalsorden haben bei den Dorfnarren eine lange Tradition: Sie sind kunsthandwerklich ansprechende, immer ganz exklusiv entworfene und gefertigte Unikate, in Handarbeit gemacht und individuell von fleißigen Helfern bemalt. Jedes Jahr trifft sich dazu ein Malerteam, um die aus Metall gegossenen Rohlinge mit prächtigen Farben auszustatten. Das ist nicht nur Ehrensache, sondern auch mit ganz viel Können und Geduld verbunden. „Der neue Orden ist in diesem Jahr nicht nur besonders bunt, sondern auch der größte bisher in seiner Geschichte,“ freute sich Christian Grothues, als er das erste Exemplar sah. Sein Dank galt der Gruppe, die sich auch von Corona-Zeiten nicht abschrecken ließ und dabei ihren Spaß hatte.
Im Vorjahr gab es als Ersatz für den ausgefallenen Karneval eine stimmungsvolle Online-Sitzung, gestaltet von den Büttakteuren. Diesmal wird es am Samstag, 12. Februar, etwas anders sein: „Wir gestalten online einen K(l)ein-Berliner Karnevalsstammtisch.“ Es ist paradox, aber durchaus gewollt närrisch: Keinen Karneval kann man auch klein feiern. Dazu treffen sich karnevalsbegeisterte Dorfschützen privat in erlaubt kleinen Gruppen und können sich dann online verbinden. „So vernetzt sind alle dabei und, was Zeit, Spaß, Feierlaune und Programm angeht, am Ende völlig offen“, beschreibt Christian Grothues den Ablauf. Wenn noch die eine oder andere Gruppe dabei sein möchte, kann sie sich bis kurz vorher bei ihm melden, um einen Zugang zu bekommen: christian.grothues@mesum.de. Die „Klein-Berliner Posaune“ wird es dagegen auch in diesem Jahr weiterhin in Originalform im Hausverkauf geben, allerdings wie stets am eigentlichen Karnevalswochenende.