Sitzung mit großartigem Feuerwerk und toller Stimmung

Sitzung mit großartigem Feuerwerk und toller Stimmung

Wenn es die Dorfkarnevalisten auf ihrer närrischen Bühne so richtig krachen lassen, ist Festzelt bis auf den letzten Platz gefüllt. Dann gibt es nicht nur im übertragenen Sinne prächtiges Feuerwerk an Stimmung und guter Laune, sondern es wird auch ganz real gezündelt. Es zischt, sprüht und brennt, dass es eine lautmalende und feurige Pracht ist wie sonst wohl nirgendwo in karnevalistischen Sitzungen. Dafür sorgt als Profi-Feuerwerker jedes Mal Martin Becker. Das brachte ihm diesmal eine besondere Ehrung ein. Doch davon später.

„Wir sind im Jahre eins nach unserem großen Jubiläum im Vorjahr“, begrüßte eingangs Vorsitzender Martin Hüls die vielen Gäste. Darunter waren neben den Bürgermeistern Peter Lüttmann und Udo Bonk auch „Mesums heimlicher Bürgermeister“ Josef Wilp, Pfarrerin Britta Meyhoff und Pfarrer Thomas Hüwe sowie Vertreter befreundeter Gastvereine. Für das „neue Jahr 1“ hätten sich die Klein-Berliner Narren diesmal sehr viel Neues und Geniales, Unterhaltsames und Überraschendes einfallen lassen, versprach Hüls.

Das begann schon mit der Einstimmung in einem witzigen Auftakt durch Sitzungspräsident Christian Grothues. Der machte als „Hausmeister“ auf der Bühne einen heiteren Publikumscheck, ehe er Elferrat, Tanzgarde und vor allem das neue Prinzenpaar Andreas von und zu Strom, Gas und Highspeed und Prinzessin Elke aus dem Hause Bürne und Kamp, bürgerlich einfach Löchte, vom Publikum umjubelt aufziehen ließ. Bürgermeister Lüttmann passte sich zur obligatorischen Schlüsselübergabe dem pointiert-lustigen Sitzungsverlauf an: Er verwies auf das Jubiläum „30 Jahre Mauerfall“ und versprach analog dazu, im nächsten Jahr mit einem Lied in der „Klein-Berliner Starparade“ aufzutreten, „wenn es die beiden Schützenvereine Dorf und Feld schaffen, alle Mauern zwischen sich fallen zu lassen und im nächsten Jahr gemeinsam Karneval feiern.“ Diese Wette honorierte die geballte Narrenschaft im Zelt mit tosendem Beifall und als Wink an die Verhandlungsführer in den nächsten Monaten.

Tosend krachen ließen es darauf Elferrat und Prinzenpaar zum Motto „Für die Kiddies ist Finale, sie tanzen heut zum letzten Male. Die Väter machen einen auf Elferrat und als Blues Brothers der bunten Art.“ Sie führten im stilechten Outfit statt üblicher Reden und Paragrafen als „Blues Brothers“ eine urkomische, aber sehr gekonnte Gesangs- und Tanzdarbietung mit lustig angepassten Texten auf und legten damit hohe Maßstäbe für die nachfolgenden Akteure im weiteren Programm.

Die setzten allesamt das vorgegebene Büttniveau mühelos fort. Die Tanzgarde begann ihre „Abschiedstournee“ an diesem Abend mit einem feurigen Tanz zu einem „kölschen Liedermedley“. Dann folgte Leonie Beike mit einem gelungenen Debüt als Büttnachwuchs. Lässig-cool und mit tiefgründigem Witz erklärte die junge Büttrednerin ihrer virtuell anwesenden Oma die „Technik von heute“. Dass Tablets nicht zum Schnapsservieren gedacht sind und Wählscheiben am alten Telefon kein Zahlenschloss darstellten, das mussten die Generationen sehr zum Gaudi der Zuhörer erst einmal gegenseitig lernen.

Ähnlich in Aufbau und Inhalt kamen Michael Wältring und Klaus Overesch, beide bekannt seit Jahren in der Bütt als „Groß-Berliner“ und „Klein-Berliner“. Sie präsentierten sich in Wort und Bild als „Youtuber“ und versuchten sich als Influencer. Dabei konzentrierten sie sich scharfzüngig auf Mesumer Themen. Da bekamen die Stadt und die Bürger deftig was zur „Nicht-Abfuhr der gelben Säcke“ auf die Ohren geknallt. Es soll doch Familien gegeben haben, fanden sie heraus, die in ihrer Not die nicht abgeholten gelben Säcke als Schmuck an ihre Weihnachtsbäume hängten. Oder aber waren die Mesumer einfach nur zu dumm zum Lesen der TBR-Abfuhrpläne?

Gleich mit 28 jungen Mädchen tanzte erstmals die Nachwuchsgarde ganz zauberhaft als muntere „Aliens“. Ihr verdienter Lohn für eine tänzerisch gelungene Darbietung waren eine Rakete und die Publikumsbegeisterung mit „O wie ist das schön“. Sein silbernes Büttjubiläum erlebte Michael „Sunne“ Sunder. Nach einem witzigen Rundumschlag holte er zum Vortragsende spontan einige karnevalistische Urgesteine wie den Dorfbüttakteur Horst „Lommes“ Strotmann und den Feldprinzen Sebastian Bülter auf die Bühne. Seine eindringliche Botschaft für alle im Zelt: „Dorf und Feld im Karneval zusammen – geht doch!“

Die große Tanzgarde samt Tanzpaar Janina Koralewski und Freddy setzte zu ihrem Abschied zwei weitere tänzerische Highlights: Da war zunächst der höchst anspruchsvoll choreografisch und kostümtechnisch auf die Bühne gebrachte Show-Tanz, wobei es Geldscheine regnete. Danach folgte der unwiderruflich letzte Gardeauftritt zum Helene-Fischer-Schlager „Herzbeben“, mit dem sie voller Wehmut, aber auch stolz abtraten. „Viele von euch haben mehr als acht Jahre auf der Tanzbühne gestanden“, erinnerte Christian Grothues an ihre Anfänge als „Trampolinis“ und Nachwuchsgarde. Sein Dank galt auch den Trainerinnen Nina Plock und Franziska Kraken. Dass genügend ihrer Nachfolgerinnen schon warten, bewies dann die Jugendgarde mit ihrem rasanten Tanz „Ballermann“. Ihr Manko: Ihnen fehlt derzeit noch ein Tanzoffizier.

Zwischendurch wurde in kleinen „Appetithäppchen“ angekündigt, was als absoluter Höhepunkt der Sitzung noch kommen sollte: Der Auftritt der „Klein-Berliner Starparade“ zu ihrem silbernen Büttjubiläum. Was dazu die Truppe, eigens verstärkt durch etliche Ehemalige, auf die Bühne zauberte, war eine grandiose Spitzenleistung als stimmungsvolle Performance voller Fantasie und Emotionen, technischer Raffinesse und programmatischer Genialität, gelungener Musikauswahl und perfekter Umsetzung, die einmalig und damit fernsehreif war.

Da klatschte und sang das begeisterte Publikum lautstark mit: Egal, ob bei DJ Ötzis „A Mann für Amore“, Tina Turners „Proud Mary“, Vicki Leandros‘ „Ich lieb das Leben“ oder Queen mit „We will rock you“. Dazu gab es immer den täuschend echt gestylten und agierenden „Interpreten“. Das galt auch für die umjubelte Zugabe von „Voxx Club: Rock me“. Es wäre unfair dem gesamten Ensemble gegenüber, das zum Jubiläum mit 18 Mitgliedern in toll choreografierten Szenen auftrat, einen einzelnen „Star“ herauszuheben.

Doch Sitzungspräsident Christian Grothues musste einen von ihnen besonders ehren: „Martin Becker will jetzt nach 25 Jahren die aktive Bütt verlassen.“ Jener habe als „Gesicht der Starparade“ von Anfang an mit Hingabe tragende, „tragische“ und urkomische Rollen verkörpert wie diesmal beispielsweise als Running-Gag-Man zu „I’m walking“ oder „Udo Jürgens mit weißem Bademantel“. Darüber hinaus habe er immer als Fach-Feuerwerker für die leuchtenden, sprühenden, vernebelnden und krachenden Showeinlagen gesorgt. Dafür wurde er nun mit dem „Klein-Berliner Goldorden“, der nur an besonders verdienstvolle Karnevalisten verliehen wird, ausgezeichnet. Da konnte der erfahrene Büttakteur seine Rührung kaum noch verbergen.

Die Bürgermeister v.l. Udo Bonk, Peter Lüttmann und Josef Wilp bei der Schlüsselübergabe an das neue Prinzenpaar Andreas und Elke
Mit ihren letzten Tänzen verabschiedetes sich die große Tanzgarde
Letzter Showtanz der Garde
Gelungenes Debüt in der Bütt: Leonie Beike
Riesentruppe: Die Nachwuchsgarde als „Aliens“
Viel Beifall auch von Prinz Andreas für Klaus Overesch und Michael Wältring
Symbolisch vereinigte Michael „Sünne“ Sunder (2.v.r.) Dorf und Feld für gemeinsamen Karneval ab Session 2019/20
Martin Becker als legendärer „Udo Jürgens“
Umjubelter Auftritt und Ehrung für Martin Becker und die „Klein-Berliner Starparade“
Begeistert sangen, schunkelten und feierten, auch die Ehrengäste, im proppevollen Zelt
Ex-Sitzungspräsident Andreas Farwick überreicht den Goldorden an Martin Becker (r.)