Hey du! Ja, genau du!

Hey du! Ja, genau du!

Du brauchst dich nicht umzugucken. Ich meine schon dich, du Klein-Berliner Narr. Kannste dich noch dran erinnern? Karneval?! Weißt du noch wie das geht? Ich auch fast nicht mehr. Ist schon soooo lange her. Karneval! Geile Sache war das damals. Kennt heute keine S… mehr. Heute rennen alle nur noch zum Corona. Aber das macht überhaupt keinen Spaß. Karneval, das war viel geiler. Da gab es Kamelle, es wurde getanzt und geschunkelt und gelacht. Heute ist ja Corona. Da gibt´s keine Kamelle mehr, dafür aber Tests aus der Nase. Und tanzen ist ja jetzt verboten. Wegen der Hygiene. Lauthals lachen wäre auch fast verboten worden, aus dem gleichen dämlichen Grund. Früher, da standen sie in Reihen vor der Theke. Heute immer nur in einer Reihe. An der Teststation. Verkleiden tut sich auch seit 2 Jahren keiner mehr. Wobei, das ist ja so auch nicht ganz richtig. Sind schon alle irgendwie verkleidet. Entweder alle als Arzt mit so einer schönen OP-Maske, oder halt mit nem weißen Kaffeefilter vor dem Gesicht. Klingt komisch, ist aber so!

Früher, da hatten wir noch Sitzungspräsidenten. Das waren die Chefs beim Karneval. Hier in Klein-Berlin hatten wir insgesamt drei davon. Nacheinander versteht sich. Zuerst Franz Greiwe, dann den, den alle nur unter dem Namen Cassler kennen. Andreas Farwick heißt der richtig. Und dann noch den Christian Grothues. Der hat das auch immer richtig toll gemacht. Solange er noch durfte. Dann kamen ja diese “Sitzungspräsidenten” aus dem Bundestag. Zuerst die Merkel, die uns alles verboten hat und jetzt so ein Hamburger. Scholz heißt der. Komplett spaßbefreit. Ist aber noch nicht so lange der Sitzungspräsident in Berlin. Der übt noch, vielleicht wird das ja was… . Aber ganz ehrlich, unsere Sitzungspräsidenten gefallen mir da ja besser.

Franz Greiwe
Andreas “Cassler” Farwick
Christian Grothues

Dann gab es beim Karneval ja früher auch immer ein Prinzenpaar. Die durften immer ganz oben sitzen, sahen richtig fesch aus in ihrem Kleid bzw. Anzug, durften Wein trinken und Bützchen geben bis sich an den Wangen Blasen bildeten. Und vor allem ohne diese komische Gesichtswindel. Und wenn wir mal kein Prinzenpaar hatten, dann hatten wir ein Dreigestirn. Das ist immer noch ein Prinz und ein Bauer. Ach ja, und auch noch ne Jungfrau. Wobei die eigentlich gar keine richtige Jungfrau mehr ist bzw. war. Die eine oder andere vom Sternzeichen vielleicht. Aber Spaß hatten die immer. Das letzte Dreigestirn wurde ja vom Vorstand gebildet. Das ist so lange her, da wurde Pommes noch mit weichem U geschrieben, wie Tomate. 2020 war das. Prinz war damals Christian Schmees, der sabbelt sowieso den ganzen Tag nur wirres Zeug, da passte der zum Karneval gut hin. Bauer war Tim Kösters. Der hatte gerade Zeit, da gab es für ihn noch nichts zu baue(r)n. Mittlerweile sorgt er mit seiner persönlichen Haus-Ampel an der Rheiner Straße dafür, dass die von der Politik geforderte Geschwindigkeitsbegrenzung schon eher eingeführt wurde, als sie überhaupt beschlossen ist. Ein echter Fuchs, dieser Tim. Und die Jungfrau Anne. Anne Deitmar. 2 Kinder hat sie. Jungfrau. Ja nee, is klar. Soll es aber ja schon mal gegeben haben. Das war wenigstens noch ein Dreigestirn. Getanzt und gefeiert bis die Hähne krähten. Und das im Winter. Da krähen die Hähne spät!

Unser Dreigestirn 2020 mit dem Bürgermeister

Das Dreigestirn heute? Naja. Gehen zum Lachen in den Keller, ist ja Corona. Der Prinz heißt Karl. Aber der ist noch gar nicht so lange Prinz. Erst seit kurz vor Weihnachten. Dann haben wir da noch zwei, ich weiß aber nicht, wer von beiden der Bauer und wer die Jungfrau ist. Einer heißt Lothar und kann jetzt auch in Regelungen rumfuhrwerken. Hat der Karl ihm erlaubt. Allerdings hat der Karl dafür mächtig eins auf die Mütze bekommen und nun darf der Lothar das doch wieder nicht mehr. Denn der Elferrat Bundesregierung möchte auch was zu sagen behalten, oder zumindest gefragt werden. Dann ist da noch der Christian. Der Christian war früher bei Prinzessin Angela ein ganz hoch angesehener Mensch. Jeden Tag war der in der Zeitung oder im Fernsehen. Oder beides. Jetzt wo Prinzessin Angela aber abgedankt hat, sieht man ihn kaum noch. Komisches Dreigestirn. Und tanzen können die auch nicht. Aber ganz ehrlich, unser Dreigestirn gefällt mir da ja besser.

Früher gab es auch Tanzgarden! Die waren toll. Die haben richtig Stimmung gemacht, richtig fesche Mädels und ein Junge, die das Zelt zum Beben brachten. Die konnten tolle Sachen, mit sich gegenseitig hoch- und wegwerfen. Sind aber immer wieder gut gelandet. Jaaa, die Tanzgarden. Die konnten noch was. Oder auch die Jugendgarde. Wie die große Garde. Nur noch nicht ganz so alt. Aber hübsch waren die trotzdem, sind es bestimmt auch immer noch.

Unsere Tanzgarde
Unsere Jugendgarde

Jetzt haben wir ja Corona. Nix tanzen. Nur hängen im Schacht. Abstand halten. Muss wohl noch etwas so sein, damit dieser Mist endlich mal vorbei geht.

Wisst ihr noch, was ein Büttakteur ist? Also, Büttakteure, dass sind Menschen, die sich das ganze Jahr lustige Sachen ausdenken, und diese dann an Karneval erzählen, damit alle Menschen Spaß haben. Kennt heute keiner mehr. Büttakteure. Den letzten hat man auch vor 2 Jahren gesehen. Und was hatten wir früher alles gute Büttakteure hier in Mesum. Den Groß- und den Klein-Berliner, Hanne und Margret, das Spaßtheater, sogar unsere Seelsorger waren schon mal bei uns auf der Bühne als Büttakteur. Die hatten vielleicht ein schlimmes Leiden. Die mussten sich damals alle 3 Minuten innerlich mit Jägermeister einreiben. Das hat aber geholfen. Oder Hermi-Mäuschen. Ein ganz ein toller Büttakteur. Den kennen aber bestimmt viele nicht mehr. Oder der Klaus mit der Laterne, der war auch immer super. Oder Sunne. In seiner Leggings. Der sah darin immer erotisch aus wie ein Bagger. Aber das wusste er und es war ihm egal! Aber Stimmung hat der gemacht. Damals. Als es noch erlaubt war.

Klein-Berliner und Groß-Berliner
Unsere Seelsorger
Sunne.

Das waren noch Zeiten. Damals. Vor Corona. Gibt´s heute nicht mehr. Wir hatten damals 3 Tage lang das Zelt voll. Die Büttenreden jetzt sind stinklangweilig. Alle nur in Berlin. Kaum einer hört zu, teilweise schlafen die ein, oder stricken sogar, wenn einer vorne was Lustiges versucht zu erzählen. Manche gehen da gar nicht erst hin, obwohl die dafür bezahlt werden. Und die Büttenredner. Bierernst. Und das ist das einzige, was die an Bier bekommen. Meistens schreien die sich alle nur an. Jeder weiß es besser. Und die drehen sich das alles, wie es ihnen gerade passt. Der eine Büttenredner aus Bayern wollte alles schließen und verbieten, als er es noch zu sagen hatte. Jetzt hat er es nicht mehr zu sagen in Berlin, jetzt will er alles öffnen. Komisch ist der. Aber irgendwie nicht lustig. Und die, die letztens noch alles öffnen wollten, als sie nichts zu sagen hatten, wollen jetzt, wo sie was zu sagen haben, alles irgendwie noch geschlossen halten. Dieses Büttenreden in Berlin machen gar keinen Spaß. Nicht so wie in Klein-Berlin. Da war damals Feuer im Zelt, wenn Beckers Martin mit der Starparade loslegte. Da war wortwörtlich Feuer im Spiel.

Naja, an diesem Wochenende wäre wieder unser geliebtes Karnevalsfest gewesen. Mit 2 Sitzungen. Und Spaß. Und Schunkeln. Und Bützchen. Und, und, und. Aber wir haben ja Corona. Kein Spaß, kein Schunkeln, keine Bützchen. Aber dafür mehr Gratis-Teststationen als Kneipen in Klein-Berlin. Aber eins haben wir alle, alle, die sich bis zum Ende dieses Textes durchgerungen haben. Wir haben HOFFNUNG. Hoffnung, dass es nun bald endlich wieder besser wird. Hoffnung, dass wir bald wieder ohne größere Auflagen feiern können. Hoffnung, dass wir im nächsten Jahr wieder Karneval feiern können. Mit Sitzungen. Und Spaß. Und Schunkeln. Und Bützchen. Aber ohne Corona!

Klein-Berlin Helau!