Dieses Gespräch mit dem Vorstand der Schützenvereinigung 1877 Mesum-Dorf hatten sich die Aktiven auf ihrem ersten Karnevalsstammtisch nach der Sommerpause wohl anders vorgestellt. Gekommen waren Vertreter aller Aktivengruppen von Tanz und aus der Bütt mit ihrem Sitzungspräsidenten Christian Grothues, um gut gelaunt die Termine und Regularien für die am 11. im 11. beginnende Saison einschließlich fröhlicher Eröffnungsveranstaltung zu erörtern. Zu hören bekamen sie jedoch eingangs so ganz und gar nicht lustige Informationen durch den Vorsitzenden Martin Hüls und von Josef Kösters, dem Sprecher der IG Karneval bei den Dorfschützen.
Ihre Kernbotschaft: Für die Dorfschützen steht die bald beginnende närrische Saison auf der Kippe, denn sie haben ein Karnevalsproblem. Sie finden einfach keinen Elferrat für die Session 2016/17, “obwohl wir seit Schützenfest verstärkt suchen, immer wieder viele, viele Gruppen angesprochen. Inzwischen beherrscht dieses Thema seit einem halben Jahr unsere Vorstandsarbeit. Fazit: Bis heute keinerlei Reaktionen!” Beide ließen keine Zweifel: „Ohne Elferrat ist ein Sitzungskarneval für den Vorstand nicht vorstellbar.“ Damit konstatierten sie „erstmals seit nahezu 50 Jahren einen großen Elferratsnotstand!“ Dazu wollte Josef Kösters als Chef der Dorfkarnevalisten seine tiefe Enttäuschung gar nicht verhehlen: “Wir sind der größte Schützenverein in Rheine, haben 953 Mitglieder, im Vorjahr kamen über 1000 Karnevalisten und haben mit uns viele schöne Stunden auf den Sitzungen gefeiert. Und jetzt finden wir davon nicht mal elf Leute für einen Elferrat. Das darf es einfach nicht geben.”
Etliche der bisher Befragten, so Martin Hüls und Josef Kösters, scheuen die Kosten, andere mehr den Zeitaufwand. Hier sehe der Vorstand dringend Handlungsbedarf und werde daher der Mitgliederversammlung am 29. Oktober weitreichende Reformen und tiefgehende Veränderungen für den Dorfkarneval vorschlagen. Hüls wollte hierzu nicht ins Detail gehen, denn “das sollen zuerst die Mitglieder erfahren”. Er deutete jedoch einige Tendenzen an: Beschränkung auf nur noch zwei Tage, was den Wegfall des sonntäglichen Frühschoppens bedeuten würde, und Verringerungen der Tanzveranstaltungen. Letzteres käme auch den städtischen Auflagen bei der Festplatznutzung entgegen. Das alles bedeute „zugleich aber eine erhebliche Entlastung für den Elferrat“. Ein weiteres Ziel sei, die Sitzung am Freitag auf maximal drei Stunden zu verkürzen, um den anschließenden Tanz verlängern zu können.
“Zurück zu den Wurzeln!” Ein strafferes Programm, weniger Termine und bewusst weniger Aufwand beim Bühnenschmuck und Elferratskostüm bringe Einsparungen an Kosten und Zeit. “Einst kam der Elferrat in schwarzer Hose, weißem Oberhemd und roter Fliege”, erinnerte sich Martin Hüls an frühere Elferratsauftritte. Der Vorstand werde all dies unterstützen. Es bleibe weiterhin bei den finanziellen Unterstützungen durch den Verein. Man sei zudem für vieles offen: “Uns genügen fünf Paare, zehn Herren oder zehn Damen mit Prinzenpaar, auch wenn sie Nichtmitglieder sind. Ferner würden wir auch statt des Prinzenpaares wie schon vor Jahren ein Dreigestirn akzeptieren.”
Wie geht es jetzt weiter? Das wollten nicht nur die Aktiven wissen, die zunächst einmal sichtlich betroffen zugehört hatten, aber ihre Vorbereitungen auf die kommende Session ohne Einschränkungen fortsetzen werden. “Zur Zeit werden alle Vereinsmitglieder über die Situation schriftlich informiert, dass die traditionelle Klein-Berliner Fastnacht und der stadtbekannte Sitzungskarneval in 2017 akut gefährdet ist”, teilte Martin Hüls dazu mit. Der Vorstand gehe „mit gemischten Gefühlen in die Versammlung. Wir sind im Augenblick aber noch optimistisch, dass sich bis dahin ein Elferrat gefunden hat”.
Was, wenn am 29. Oktober keine Lösung gefunden wird? Dann gebe es nach ausführlicher Analyse der Situation einschließlich aller auf der Versammlung beschlossenen Neugestaltungen im Karnevalsablauf noch einmal eine weitere Frist von ein paar Wochen für Gruppen und Mitglieder, sich für den Elferrat zu melden. Wenn diese dann wie bisher ergebnislos verstreiche, dann stehe für den Vorstand unmissverständlich und klar fest, “dass es 2017 keinen Zelt- und Sitzungskarneval in bisher bekannter Form geben wird.” Aus und vorbei, zu mindestens für 2017. Im höchsten Grade gefährdet wäre wahrscheinlich dann auch 2018: Das soll eigentlich eine Jubiläumssaison werden, wenn “50 Jahre Sitzungskarneval bei den Dorfschützen” gefeiert werden kann.