Am Wochenende statt Karnevalstrubel nur große Stille

Am Wochenende statt Karnevalstrubel nur große Stille

„Eigentlich hätte“, so fangen jetzt in Corona-Zeiten leider viele Geschichten an. Das gilt in diesen Tagen ganz besonders für die Mesumer Dorfkarnevalisten: Für sie stand traditionsgemäß von Freitag bis Sonntag das dreitägige Karnevalswochenende auf dem Terminkalender für 2021. Start sollte im vollbesetzten Festzelt am Freitagsabend mit Proklamation und Galasitzung sein, um dann am Sonntag mit dem närrischen Frühschoppen den fröhlichen Ausklang feiern. Dass das alles diesmal nicht sein wird, mussten die Dorfschützen als Veranstalter schon weit vorher absagen.

Zu dieser Situation führten wir mit dem Vorsitzenden Martin Hüls und dem Sitzungspräsidenten Christian Grothues ein Gespräch, das Corona gemäß am Telefon und teilweise per Videofilm geführt wurde. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage: Gibt es angesichts des nachhaltigen Erfolges der August-Aktion „Schützenfest at Home“ durch die Dorfschützen jetzt zum Karnevalsfesttermin ein ähnlich spektakuläres Ereignis, initiiert von der IG Karneval der Schützenvereinigung 1877 Mesum-Dorf?

Stattfinden werde manch Überraschendes und Witziges, aber alles falle eine Nummer kleiner und interner aus, versichern beide: „Dabei werden die Karnevalisten, Mitglieder der IG und Akteure aber weitgehend unter sich bleiben.“ Es gebe vielerlei Aktivitäten und Vorbereitungen, „denn wir sind zuversichtlich, in gewohnter Form im kommenden Herbst die neue Session starten und das närrische Treiben im kommenden Jahr nachholen zu können,“ blickt Martin Hüls nach vorn. Was ihn zuversichtlich stimmt: Denn obwohl es am Wochenende statt Karnevalstrubel und viel Helau nur die große Stille geben dürfe, sei der Karneval bei den Klein-Berlinern keineswegs vergessen: „Hinter den Kulissen sind viele im Rahmen des Erlaubten und bei Einhaltung aller hygienischen Vorschriften und Abstände nicht untätig geblieben. So trainieren beispielsweise unsere Tanzgarden seit Wochen unter online-Bedingungen weiter.“

Denn so ganz ohne Karneval, das ist für die eingefleischten Klein-Berliner Narren undenkbar, sind sich beide einig. So hat die Redaktion der „Klein-Berliner Posaune“ wie immer das Jahr über fleißig recherchiert und so manch heiter-närrische Begebenheit aufgedeckt, wie das in jedem Jahr seit 1931 so Pflicht ist. Damit kann die Karnevalszeitung in diesem Jahr auf ihr 90jähriges Jubiläum zurückblicken. Die neueste Ausgabe für 2021 ist gut vorbereitet. „Jetzt gilt es, noch die Verkaufsmodalitäten und den Termin dafür festlegen,“ gibt sich Hüls optimistisch. Christian Grothues präzisiert: „Wir denken daran, die Zeitung am Haupt-Karnevalstermin zum 13./14. Februar anbieten zu können.“

Die älteste noch vorhandene „Klein-Berliner Posaune“ stammt aus dem Jahre 1935

„Keine Karnevalssitzung in Klein-Berlin? Doch, nur irgendwie anders: Karneval ist trotzdem!“, so schätzen beide die Stimmung in der IG Karneval bei den Dorfschützen ein. Dieses Anderssein präsentierten die Klein-Berliner Narren bereits zum Sessionsauftakt am 11. im 11.: „Wir feiern online.“ Dazu ließen sie sich fantasievoll viel einfallen: Die Tanzgarden kreierten karnevalistische Beiträge wie Tänze und Bildercollagen, Prinz Christian dichtete seinen Proklamationssong aktuell mit Corona-Bezug um, Bürgermeister Peter Lüttmann sprach ein Grußwort, die Tanzkapelle lieferte die Musikeinspieler. Das alles wurde gekonnt zu einem stimmungsvollen Sitzungsvideo zusammengestellt, vom Sitzungspräsiden Grothues moderiert und online für das häusliche Mit- und Nachfeiern eingestellt.

„Verbunden war damit der Aufruf der IG zu einem lustigen Wettbewerb für eine ‚Video-Hauptsitzung‘ an alle Büttakteure. Gesucht wurden Auftritte, Ideen und Anregungen für den ‚Klein-Berliner Online-Karneval 2021‘. Da trudelte bisher manch witzige Idee mit höchst originellen Umsetzungen ein“, freuen sich beide schon im Voraus auf diese virtuelle Sitzung. Dazu nannte Martin Hüls bereits einige Beispiele: Eine pfiffig gemachte Sitzung als Trickfilm aus Lego-Figuren, Oliver Büscher präsentiert mit seinen Jungs seinen neuen Karnevalsschlager, der Tanzoffizier moderierte flotte Tanzschnipsel von der Ex-Garde, Büttredner zeigen gepflegten Klamauk, die Feuerwehrkapelle sorgt für den lauten Musiktusch, alles strahlt Humor, Parodie und einen kräftigen Schuss Selbstironie aus. „Viele zeigen mit tollen Einfällen, dass die Klein-Berliner Karnevalisten wie die Schützen auch ‚at Home‘ feiern können“, spüren beide Vorfreude: „die besten Beiträge werden prämiiert.“

Der „Klein-Berliner Online-Karneval 2021“ könne aber nicht vollends darüber hinwegtäuschen, „dass wir alle in diesen Tagen einfach auch ein wenig traurig sind“, spricht Christian Grothues allen Aktiven aus der Seele. Jene seien dankbar für „jedes Lebenszeichen in dieser karnevallosen Zeit“. Trotzdem seien sie alle „mit viel Spaß dabei und geben richtig Gas“, wie die Jugendgarde signalisiert: „Im nächsten Jahr ist dann wieder richtig Karneval!“ Na, dann bis dahin ein dreifaches „Klein-Berlin, Helau!“

Prinz Christian, hier 2020 als Dreigestirn mit Jungfrau Anne und Bauer Tim bei der Proklamation durch Bürgermeister Peter Lüttmann, bleibt noch für ein Jahr im Amt