Gedankenspiele

Da mögen Karnevalstraditionalisten und Brauchtumsforscher noch so laut aufstöhnen: Ein „Weiter so wie bisher!“ kann und darf es im Mesumer – Pardon: Klein-Kleiner Karneval nicht geben.

Zu sehr haben sich in den letzten Jahren die Gewohnheiten und Interessen der Mesumer an den närrischen Tagen und zu den bisherigen Angeboten verändert. Früher gingen die Klein-Berliner noch rundum feiern: Sitzung, Kostümball, Tanz und Frühschoppen. Dazu standen in Mesum wenigsten zwei Tage lang alle Betriebe still. Dafür Urlaub zu beantragen, war für den eingefleischten Narren ein Muss.

„Heute gehen die Leute maximal nur noch einmal los“, ermittelten die Dorfkarnevalisten einen deutlichen Meinungsumschwung. Die alteingefahrenen Strukturen und überlieferten Termine passen daher nicht mehr. So gesehen war die leidvolle Suche nach einem Elferrat zu dieser Session nur der kleine Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, die Kernprobleme schonungslos offenbarte und zu einschneidenden Reformen in den Abläufen zwang: Beschränkung auf das Wesentliche (sprich: Sitzung), Wegfall von Veranstaltungen (Kostümball, Samstagstanz, Frühschoppen), Kostensenkung durch Vereinfachungen.

In diese Debatten brachten einige Dorfschützen erstmals und öffentlich revolutionär anmutende Gedankenspiele zu Grundsatzfragen in die Versammlung: Kann oder gar muss es nicht in (sehr) absehbarer Zeit weitergehende Neuerungen und grundsätzliche Entscheidungen geben in Richtung „Ein gemeinsames Karnevalsfest in und für Mesum“? Ist der traditionelle Dorftermin (zwei Wochen vor dem eigentlichen Karneval) noch zu halten? Zumal sich einige Dorfkarnevalisten durchaus eine organisatorische Zusammenarbeit mit den Feldkarnevalisten denken können.

Das wird dann, möglicherweise schon sehr bald, sehr kontroverse Diskussionen der Mitglieder und weitergehende Gedankenspiele auslösen. Dazu werden die beiden Mesumer Schützenvereine, die auch Träger des örtlichen Karnevals sind, miteinander sprechen (müssen). Zusätzlicher weiterer Gesprächsbedarf ist schon angestoßen worden durch eine Terminverschiebung der Feldschützen, nach der es das traditionelle und gemeinsame Dorfvolksfest zu Schützenfest am zweiten August-Wochenende nicht mehr geben wird. Traditionalisten gegen Reformer – das wird in nächster Zeit zu Karneval und Schützenfest in Mesum noch zu spannenden Gedankenspielen (und hoffentlich zu fairen Auseinandersetzungen) führen …